Ein geöffneter Gefrierschrank, eine Pfütze, einige verlorene Erbsen, ein Stapel „Gefriergut“ werden zum Ausgangspunkt einer künstlerischen Arbeit, die sich mit den Segnungen der Tiefkühlkost auseinandersetzt. Gezeigt wird, wie durch deren Konsum der Prozess der sinnlichen Annäherung, etwa in Form des Waschens und Zerkleinerns der Lebensmittel, übersprungen wird. Nicht mehr der „Augenschein“, möglicherweise sogar der Geruch des Nahrungsmittels überzeugen, sondern die gestalterischen Finessen der Verpackung. Die Künstlerin beobachtet Auf- und Antauprozesse und lotet formale Absonderlichkeiten aus, die jene „appetitanregenden“ Verkaufsverpackungen nur unvollständig verdecken können. Bei äußerst präzise gearbeiteten, säuberlich neben dem Gefrierschrank aufgestapelten, ununterscheidbaren Paketen sind gleichsam die grauen Innenseiten der Pappen nach außen gedreht. Einige angebrochene Packungen haben sich „selbstständig“ gemacht, sind aufgebläht, laufen aus, matschen, werden von Eiswucherungen bedeckt. Durch die Ästhetisierung des Einheitsbreis seziert Claudia Klinkert jene – nur durch unausgesetzte Werbung und Dauerstress ermöglichten – Mechanismen, durch welche der Kunde darauf konditioniert wird, solche Produkte zu erwerben. Die große Unbekannte bleibt indes, welche Bedeutung diese Lebensmittel in der Gastronomie, insbesondere in Großküchen gewonnen haben.
Text zur Arbeit „abgetaut“ von Dr.des. Andrea Thiele aus dem Katalog „Musterküche“